Aktuelles

AKZENT – Mind the Gap!

Nora Mesaros im Kupferstich-Kabinett

Residenzschloss Dresden | 4.6. – 12.7.2021

Mit dem Format AKZENT Mind the Gap!, das im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, lädt das Kupferstich-Kabinett von nun an regelmäßig zwischen den Ausstellungen im Foyer und im Studiensaal in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden eine Absolventin oder einen Absolventen ein, sich im Austausch mit der Sammlung zu präsentieren. Dafür steht eine Vitrine vor der Spiegelwand im Foyer zur Verfügung sowie eine weitere im Studiensaal, in denen das eigene Werk im Dialog mit ausgewählten Werken aus der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts gezeigt werden kann. Damit soll auch die räumliche Verbindung zum Studiensaal stärker erfahrbar gemacht werden. gezogen werden. Das Museum zeigt sich damit als ein offenes, der Gegenwartskunst zugewandtes Haus, welches Brücken zu anderen Sammlungen und Institutionen sucht und findet.

Nora Mesaros (* 1990) studierte Bildende Kunst an den Akademien in Novi Sad (Serbien) und an der HfBK, Dresden (Meisterschülerin bei Christian Macketanz bis 2020). Sie wurde vom DAAD (2015–17) gefördert und erhielt das Hegenbarth-Stipendium (2018). Mit ihr ist die Einladung an eine Künstlerin gegangen, die sich vorrangig als Zeichnerin versteht. Der Bezug zur Zeichnung bleibt auch sichtbar, wenn sie andere Medien wie Fotografie, computergenerierte Grafik und Video in ihre Werke einbezieht. Fragen des Displays, von Präsentation und Ansprache, spielen eine wichtige Rolle. Die Raumwirkung wird berücksichtigt und Blickbeziehungen zwischen Werken und Betrachter*innen gelenkt.

In der Eingangsvitrine präsentiert Nora Mesaros in der Art von Pop-Up-Elementen aufgestellte Zeichnungen von Objekten und Figuren, gruppiert um eine großformatige Zeichnung von einem Haus. Der Raum in der Vitrine wird damit zu einem eigenen dreidimensionalen Körper, in den wir hineinsehen, geradezu eintreten, um ihn zu erkunden. Die Zeichnungen zeigen eine „Atelierszene“, so Nora Mesaros. Damit lässt die Künstlerin einen Blick in ihre Arbeitsweise zu. So entwickelt sie offene Erzählungen aus fragmentarischen Einzelbildern. Offen auch insofern, als sie spezifische Hintergründe und Verortungen innerhalb eines Bildes oftmals ignoriert. Stattdessen geben Fingerabdrücke und Spuren von Verwischungen oder Radierungen einen verbindenden Grundton vor, der alle Bilder in den Kontext ihres Entstehens im Atelier der Künstlerin setzt. Deutungen ergeben sich meist erst aus dem Verhältnis der einzelnen Bilder zueinander und im Blick der Betrachter*innen.

In der Vitrine im Studiensaal zeigt Nora Mesaros sieben vollendete Zeichnungen, die in einer mal mehr mal weniger engen Beziehung zueinander stehen, gemeinsam aber als Bruchstücke eines Erinnerungsraumes gelesen werden können. Dass es dabei vor allem um Fragen nach Heimat und Identität geht, machen die Zeichnungen von weiblichen Figuren deutlich. In ihnen wird die ins Surreale überspielende Bildsprache deutlich, zum Beispiel in der Figur mit einem Stuhl auf dem Rücken.

Neben dieser Vitrine hat Nora Mesaros indische Miniaturen aus dem Bestand des Kupferstich-Kabinetts ausgewählt, die 1848 aus der Sammlung von August Wilhelm Schlegel (1767–1845) erworben wurden.[1] Das Kupferstich-Kabinett verwahrt eine herausragende Sammlung an indischen Miniaturen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Nora Mesaros findet in ihnen eine ähnliche Form der Bilderzählung. Die Kompositionen scheinen aus zahlreichen Einzelbildern zu bestehen, ein jedes aus einer eigenen Perspektive gewonnen. So verschränken sich Innen und Außen, Aufsichten und Ansichten. Für die Betrachter*innen bedeutet dies, dass ihnen der Standpunkt nicht vorbestimmt ist. Sie sind frei darin, sich zu positionieren. So wird das Betrachten ein physisches Erleben. Wo sich Räume zwischen den Objekten und Figuren auftun, sind die Betrachter*innen aufgefordert, diese mit ihrer Fantasie zu füllen, die Erzählung selbst zu vollenden.

Ähnlich verhält es sich mit Mesaros’ eigenen Zeichnungen. Die Fragen nach Heimat, nach dem Gewicht und der Wahrheit von Erinnerungen, der Bedeutung von Vorstellungsbildern sowie der Macht der Fantasie, mögen sich die Betrachter*innen selbst stellen.

 


[1] Vgl. Miniatur Geschichten. Die Sammlung indischer Malerei im Dresdner Kupferstich-Kabinett, Ausstellung Kupferstich-Kabinett, SKD 03.03.–05.06.2017, hrsg. von Monica Juneja und Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden 2017.


Veranstaltung

2.7., 11 Uhr, Kunstgespräch mit Nora Mesaros, Gastgeberinnen: Stephanie Buck und Mailena Mallach

Kupferstich-Kabinett

Foyer und Studiensaal, Residenzschloss, 3. OG


Nora Mesaros

Kupferstich-Kabinett
Residenzschloss Dresden

Foyer und Studiensaal

4.6. – 12.7.2021

In Kooperation: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett Dresden | Hochschule für Bildende Künste Dresden | Gefördert durch Freistaat Sachsen