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Hochschule für Bildende Künste Dresden erfolgreich beim erstmalig ausgeschriebenen EU Call für „Europäische Hochschulen“

Presseinformation

Gemeinsam mit der Akademie der Bildenden Künste Budapest, der lettischen Kunstakademie Riga  und der Akademie der Bildenden Künste Rom hatte sich die HfBK Dresden im Februar auf eine Ausschreibung der EU beworben.

Am 26.6.2019 hat die Europäische Kommission die Sieger der ersten Runde des neuen Projekts „Europäische Hochschulen“ bekannt gegeben. Zu den 17 Netzwerken, die ab Herbst 2019 drei Jahre lang mit bis zu fünf Millionen Euro gefördert werden, gehört die Allianz der vier Kunstakademien mit dem Arbeitstitel „EU4ART“.

Das Projekt „Europäische Hochschulen“ geht auf einen Vorschlag des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron von 2017 zurück und wurde von der EU-Kommission als Pilotprojekt innerhalb des Programms Erasmus+ zum ersten Mal umgesetzt. 300 Hochschulen aus ganz Europa hatten sich in 54 Allianzen auf die erste Ausschreibung beworben. Die transnationalen Bündnisse sollen die europäischen Hochschulen der Zukunft schaffen, europäische Werte und die europäische Identität fördern und außerdem Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung neu aufstellen. Dazu sollen die beteiligten Partner in den Netzwerken langfristige gemeinsame Strategien u. a. für Lehre und Mobilität auf allen Ebenen erarbeiten und umsetzen.

Im Projekt ist die HfBK Dresden maßgeblich für die Etablierung  eines „Europäischen Werkstattverbundes in Lehre und künstlerischer Praxis“ (European Network of Workshops for Teaching and Art Practice) zuständig.

Jede der vier beteiligten Kunsthochschulen ist  für einen Arbeitsschwerpunkt zuständig. Dresden wird führend den Aspekt der Lehre in den künstlerischen Werkstätten der Bildenden Kunst  bearbeiten. Hierbei sollen vor allem deren Relevanz und Eigenart  sowie die sich wandelnden Anforderungen an die Lehre manueller, analoger künstlerischer  Techniken und Traditionen in einer sich digitalisierenden Welt beleuchtet werden. Zudem sollen Wechselwirkungen von historischen Techniken und zeitgenössischen Technologien bzw.  Materialien untersucht  werden. Lehrformate sind u.a gemeinsame Workshops und Praxiskonferenzen der künstlerischen Werkstätten sowie Exkursionen mit TeilnehmerInnen aller Partnereinrichtungen sowie die Verknüpfung der Arbeitsergebnisse in die Kunstpraxis außerhalb der Hochschulen. Daher umfasst der Verbund zudem mehrere Associated Partners, die das Themenfeld durch ihre fachspezifische Expertise erweitern. In Dresden sind dies die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie die Landeshauptstadt Dresden mit den Grafikwerkstätten.

Die Akademie der Bildenden Künste Budapest wird sich als Leading Partner zentral mit den curricularen Notwendigkeiten der Allianz auseinandersetzen. Rom widmet sich vor allem der Frage der Kommunikation und Sprache  im Kontext der künstlerischen Lehre, wohingegen Riga sich schwerpunktmäßig dem Aspekt der Veröffentlichung und Verbreitung von im Projekt entwickelten Methoden und Verfahren widmet.

Künstlerische Werke spiegeln seit jeher die Vielfalt lokaler Traditionen, sie generieren einen europäischen Reichtum, der von den ökonomisch dominierenden Kunstmärkten nicht abgebildet wird. Im Sinne einer umfassenden Europäischen Höheren Bildung ist eine Ausbalancierung des Blickes erforderlich. Dies soll nicht allein bei der Präsentation künstlerischer Arbeiten im Rahmen von Ausstellungen geschehen, sondern  bereits beim Prozess der künstlerischen Ausübung und der künstlerischen Lehre ansetzen.

Die  Allianz der vier Partner hat  daher unter anderem das Ziel, ortsspezifische Qualitäten zu erkunden, zu definieren, zu stärken und sich darüber in Lehre und Praxis auszutauschen. Im Gegensatz zu den vielen Ansätzen der Universitäten, die bei europaweiten Verbünden eine Vereinheitlichung der Lehrkonzepte oder der Curricula  anstreben, steht bei dieser Allianz das gemeinsame Lernen durch Unterschiedlichkeit im Zentrum. Ein weiterer Aspekt ist die Suche nach kunstadäquaten Formen der Evaluation. Die von den Universitäten übertragenen Quantitätskriterien werden künstlerischen Prozessen nicht gerecht. Daher soll neu darüber verhandelt werden, wie gewachsenes Reflexionsvermögen erfasst werden kann.

Kunst ist als kontinuitätsstiftende und identitätsbildende Kraft  eine originäre Wurzel der „Higher European Education“.. Die künstlerischen Werkstätten der europäischen Kunsthochschulen sind eine bislang zu wenig beachtete Ressource, die durch die neue Allianz nicht nur für die beteiligten Hochschulen, sondern auch für andere Institutionen künstlerischer Bildung modellhaft neue Betrachtungen und Ansätze ermöglicht.