Bibliothek

Morton Feldman and John Cage – Radio Happenings – Conversations

Hinter den “Radio Happenings” verbergen sich mehrere Gespräche zwischen dem US-amerikanischen Musiker und Künstler John Cage (1912-1992) und dem US-amerikanischen Komponisten Morton Feldman (1926-1987), die zwischen Juli 1966 bis Januar 1967 im Hörfunksender WBAI in New York City aufgenommen wurden.

Louis Schweitzer (1899-1971) kaufte den Sender 1957 und schenkte ihn 1960 der Pacifica Foundation. Die Stiftung war 1949 vom Pazifisten Lewis Hill (1919-1957) gegründet worden und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein Radio zu etablieren, das die Verbreitung von Nachrichten innovativ und unzensiert produzierte und unterstützte. Pacifica verfügt heute immer noch über 5 Radiosender und mehr als 50 angeschlossene Sender in den gesamten Vereinigten Staaten.

Konkret hieß das für WBAI unkonventionelles Radio, wobei der Sender schnell einen anrüchigen Bekanntheitsgrad erlangte, der Manager des Senders verhaftet wurde und die Mitarbeiter im Protest kurzzeitig den Sender ins Empire State Building verlagerten. Das New York Times Magazin nannte ihn einen „Anarchistenzirkus“ – wohl auch zu Recht – mit seinen unzähligen Anti-Vietnam-Aktionen, Live-Berichterstattungen über angebliche BH-Verbrennungsaktionen feministischer Protestierender und frühen Firesign Theater-Comedy Sendungen. Dazu gehörten auch Interviews mit prominenten Persönlichkeiten aus Literatur, Musik und Kunst, produzierte Live-Auftritte und Radioadaptionen.

Unter anderem die Gespräche zwischen Feldman und Cage, die 1993 transkribiert und unter dem Titel „Radio Happenings I-V“ von der Edition MusikTexte in Köln in gedruckter Form herausgegeben wurden. Gilt es als wichtiges Zeitdokument und erlaubt Einsichten und Rückschlüsse auf die turbulente Zeit der späten 1960er-Jahre in den USA, ist es in seiner Zweidimensionalität doch recht beschränkt im Ausdruck des Charakters der Konversationen, Gesprächspausen, Überlegungen.

Dank der Entwicklung des Internets und des Zugriffs auf digitale Archive ist es heutzutage möglich, sich die originalen Tonaufnahmen anzuhören: https://archive.org/details/CageFeldmanConversation1 Von der ersten Minute an, taucht man ein in eine recht intim anmutende Konversation „über Eindringlinge - ist es die Realität oder die Kultur? Die Rolle des Künstlers - tief in Gedanken. Ist es möglich, die Umwelt um uns herum zu vermeiden? Ständig unterbrochen zu werden? Larry Rivers, Bob Rauschenberg, Franz Kline, Schönberg, Stockhausen, Boulez, Black Mountain College. Über Langeweile und Zen, Buckminster Fuller. Regierungen, moderne Musik, die Freiheit, nicht bekannt zu sein. Schreiben für große oder kleine Ensembles. Die Reaktionen von Boulez und Stockhausen. Schreiben für Christian Wolff und E-Gitarre. de Kooning. Lukas Foss. Cage kommentiert Feldmans sanfte Klänge. Das Durchhaltevermögen für eine Aktion. Über das Arbeiten allein. Arbeiten "zu Hause". Asozial sein und das Telefon. Edgard Varese. Die Frage des Todes. "Heutzutage wird so wenig geredet." Reden in England. Die ICA-Vorlesungen. Kitaj. David Sylvester. Englische Aufgeblasenheit. Cardew. Kompositionen als "work-in-progress". Nachdenken über Mozart. Webern und andere Möglichkeiten für neue Musik. Unterschiede zwischen den Klavierstücken von Boulez und Stockhausen. Varese und der Prozess. Raum, Stille, Notation, Skalen. Die Suche nach der Vertikalen. Großartigkeit von Varese. Stockhausens Verweigerung. Ein Blick in die Zukunft. Buckminster Fullers Ideen zur Beendigung des Krieges. Design in einer Wegwerfwelt. Wie sich unser Zeitempfinden verändert hat. "Wie verbringen wir unsere Zeit?" Konversation als Vergnügen. Unvergänglichkeit und Musik. "Ziehen Sie die Komposition oder das Hören der Musik vor?" Feldman arbeitet an "In Search of an Orchestration". Komponisten schweigen zu Vietnam. Die Maler nicht. Proteste in Europa. Fullers Ansichten und World Resources Inventory. Globales Dorf. Varese oder Webern? Über Boulez. Über ein bevorstehendes Konzert in Cincinnati. Probleme, Geschichten von Aufführungen. "Warum komponieren Sie weiter?" Schaffung einer neuen Notation. Studenten, die komponieren. Die Art und Weise, wie die Dinge heutzutage gemacht werden. Die Dinge sind "jetzt weniger eng". Kinder und das Mittelalter. "Wenn wir uns der sozialen Situation zuwenden... als Komposition und nicht als Kritik, werden wir etwas erreichen“.