J. W. Rinzler (1962-2021) war ein Filmhistoriker und Schriftsteller, der vor allem durch seine Bücher über die Entstehung von Blockbustern wie Star Wars und Indiana Jones bekannt wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch ein Buch über den siebenfachen Oscar-Preisträger für Spezialeffekte und Schauspieler Rick Baker (geb. 1950) veröffentlicht hat. Das zweibändige Werk nimmt den Leser mit auf eine 40-jährige Reise durch die Make-up-Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, die damit beginnt, dass Baker in sehr jungen Jahren Frankenstein (1931) sah und entschied: "Das war toll! - Und da beschloss ich, dass ich Monster machen wollte! ...In meinem kleinen Kinderkopf wollte ich wirklich Dr. Frankenstein sein".1 Seine erste vollständige Maske entstand im Alter von 12 Jahren nach dem Vorbild von Christopher Lees Figur in dem Film “Der Fluch des Frankenstein” (1957). An seinem 13. Geburtstag erfüllten ihm seine Eltern den Wunsch, die Universal Studios zu besuchen. Insgeheim wünschte er sich, auf der Tour durch die Studios den berühmten Maskenbildner Bud Westmore (1918-1973) zu begegnen, der die Figur des Gill-Man für den Film “Die Kreatur aus der schwarzen Lagune” (1954) geschaffen hatte. Natürlich blieb der Wunsch unerfüllt, aber seinen Eltern gelang es, einen Besuch im Studio des Maskenbildners Verne Langdon (1941-2011) zu ermöglichen, der ihnen die Kontaktdaten von Bob Burns (geb. 1935), einem weiteren sehr bekannten Maskenbildner, gab. Burns erinnerte sich nach dem ersten Besuch, dass man beim Anblick von Bakers Kreationen "sofort das Talent sehen konnte".2 Burns inspirierte Baker zu vielen seiner Arbeiten, die dieser kurz nach deren Begegnung erschuf. Außerdem etablierte sich ein häufiger Kontakt zwischen den beiden.
Als er 1969 einen Fanbrief an seinen Lieblings-Maskenbildner Dick Smith (1922-2014) schrieb, kam es zu einem 12-stündigen Treffen, bei dem er wertvolle Ratschläge zu Werkzeuge und Techniken erhielt. Rückblickend sagt Baker: "Das war der erstaunlichste Tag, ein echter Wendepunkt im Leben".3 Seine erste Monsterkreation war Octoman für den gleichnamigen Low-Budget-Film, der 1971 in die Kinos kam, bevor er ans Fernsehen verkauft wurde. Von da an folgte ein Projekt auf das andere. Die Liste der Filme, an denen Baker mitarbeitete, liest sich wie eine Film-Enzyklopädie: „Der Exorzist“ (1973), „King Kong“ (1976), „Star Wars“ (1977), „Battlestar Galactica“ (1978), „Das Imperium schlägt zurück“ (1980), „American Werewolf in London“ (1981), für den er seinen ersten Oscar gewinnen sollte. Michael Jackson (1958-2009) hatte den Film „American Werewolf in London“ gesehen und bat Baker, mit ihm an seiner Musikvideo-Produktion „Thriller“ (1983) zu arbeiten. Da Baker nicht die gleichen Effekte wiederholen wollte, schlug er zusammen mit John Landis (b. 1951) die Idee der Zombies vor. Jacksons Album „Thriller“ wurde zum meistverkauften aller Zeiten und der Kurzfilm wurde auf VHS-Kassette in verschiedenen Versionen veröffentlicht. Eine separate Veröffentlichung des Films „Making Michael Jackson's Thriller“ inspirierte viele Leute, Maskenbildner werden zu wollen. Der Rest ist Geschichte und kann in der zweibändigen Publikation über seine Arbeit im Detail nachgelesen werden. 2015 gab er bekannt, dass er sich aus der Filmindustrie zurückziehen würde. Seitdem kreiert Baker weiter: "Ich war ein Fanboy, der Make-up liebt ... Ich hätte es auch umsonst gemacht, aber sagt es niemandem".4
1 Rick Baker, Bd. 1, S. 14
2 Bob Burns, Bd. 1, S. 21
3 Rick Baker, Bd. 1, S. 41
4 Rick Baker, Bd. 2, S. 347