Seit 1997 vergeben die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden, als Verwalter des Nachlasses des Impressionisten und Dresdner Akademieprofessors Robert Sterl (1867-1932), zusammen mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden jährlich den Robert-Sterl-Preis an ausgewählte MeisterschülerInnen der Hochschule.
Das Engagement von Robert Sterl für junge Talente war als Leiter einer privaten Damenschule und später als Professor an der Dresdner Kunstakademie groß. Kinderlos verfügte er testamentarisch, dass sein Haus nach seinem Tod dem künstlerischen Nachwuchs ein Forum bieten sollte. Dementsprechend ist die Förderung junger zeitgenössischer Kunst für die Sammelstiftungen ein wichtiges Anliegen.
Auf den Robert-Sterl-Preis können sich alle MeisterschülerInnen der HfBK bewerben. Inhaltliche Vorgaben oder Gattungseingrenzungen als einschränkende Kriterien gibt es nicht. Die Auswahl trifft eine fachkundige Jury, bestehend aus drei Mitgliedern der HfBK Dresden und zwei VertreterInnen der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden, in einer geschlossenen Sitzung. Die Mitglieder der Jury für den Robert-Sterl-Preis 2021 waren.
Birgit Dalbajewa (Vorstandsmitglied der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden)
Matthas Flügge (Rektor der HfBK Dresden)
Juliane Gatomski (Leiterin des Robert-Sterl-Hauses)
Peter Wackernagel (HfBK Dresden)
Prof. Barbara Wille (HfBK Dresden)
Die Arbeiten des aus Dresden stammenden und in Leipzig lebenden Künstlers Willy Schulz offenbaren ein spannungsreiches Wechselspiel von Material und Ikonografie und veranschaulichen ein Reflektieren über „die Dominanz gesellschaftlicher Werte und Zwänge“ in unserer heutigen modernen Lebenswelt. Wesentlich ist hierbei für ihn, dass nichts in einem Vakuum und ohne ureigene Geschichte existiert: „[…] jede Handlung, jede Entscheidung und jeder Schritt“ hinterlässt Spuren. „Jedes Material hat seine Geschichte, jeder Gegenstand seine Vergangenheit. Es ist niemals nur irgendein Stein. Es ist genau dieser Stein.“
Seine meist installativ präsentierten Werke konfrontieren durch Drastik und Massivität des Materials mit oft sensiblen Themen und provozieren eine Auseinandersetzung und Stellungnahme. Durch den gekonnten Einsatz einer Ästhetik starker Emotionen wie Angst und Hass oder emotional aufgeladener Themen wie Gewinn und Verlust wird eine Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik allein auf Vernunftebene entgegengewirkt. Seine Werke können sich in der Rezeption als unbequem herausstellen. Willy Schulz hat keine Angst, sich zu positionieren - gesellschaftlich, künstlerisch, regional - und in einen Dialog zu treten. Das verschafft seinem Werk Authentizität.
Großen Wert legt der Künstler ferner auf die Planung und Konzeption von Ausstellungsprojekten. Bereits seit Beginn seines Studiums an der HfBK Dresden engagiert er sich im C. Rockefeller Center for Contemporary Arts Dresden, das „ein Forum für progressives Arbeiten und ein belebter Galerie- und Ausstellungsraum“ ist, wie er erklärt, der „sich zu zeitgenössischen Kunstformen positioniert“. Darüber hinaus baut er mit ehemaligen KommilitonInnen ein „kollektiv gestaltetes Atelier“ in einer restaurierten Motorenhalle in Neugersdorf in der Oberlausitz auf, mit der Absicht einen „öffentlichen Kulturraum“ zu schaffen, in dem ein „dauerhafter Dialog“ zwischen KünstlerInnen und Ortsansässigen ermöglicht wird.
Reizvoll und überzeugend ist außerdem die künstlerische und persönliche Auseinandersetzung des Preisträgers mit der Person und dem Schaffen Robert Sterls. Bereits 2020 schuf Willy Schulz zwei Werke, die durch Sterls ikonische Steinbrecher-Szenen inspiriert worden sind. Ferner verbindet beide Künstler ihr auffallendes Interesse am Material „Stein“ und ihre intensive Beschäftigung mit der Einbindung und Funktion diverser Arbeitswerkzeuge, was auch in der aktuellen Ausstellung des Sterl-Preis-Trägers zum Tragen kommt. Ähnlich wie im Werk von Robert Sterl ist bei Willy Schulz darüber hinaus ein interessantes Zusammenspiel aus Allgemeingültigkeit und Lokalität zu beobachten.
Somit gewann Willy Schulz den Robert-Sterl-Preis 2021, den die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden das fünfundzwanzigste Mal verleihen, um herausragende MeisterschülerInnen der Hochschule für Bildende Künste in Dresden zu würdigen.
Biografie: 1990 in Dresden geboren; Diplom-Abschluss an der HfBK 2020; danach setzt Willy Schulz seine künstlerische Ausbildung als Meisterschüler bei Wilhelm Mundt, Professor für Bildhauerei, an der HfBK fort.
Ausstellungsbeteiligungen u.a. in Berlin (2018, 2019), Brixen (2019), Dresden (2015, 2017, 2018, 2019), Görlitz (2021/22), Hamburg (2018), Kalbe (2019), Köln (2016), Leipzig (2018, 2019), Meißen (2021), Prag (2019).
Projekte: Mitglied im Verein Deutschland and Friend’s e.V., Part of C. Rockefeller Center of the Contemporary Arts, Kunstraum „Straße der Jugend 11“ Neugersdorf.
Preise: Deutschlandstipendium 2019 (Gerd Jaeger Preis für Bildhauerei), Görlitzer Art 2021/22, Gustav-Weidanz-Preis für Bildhauerei 2021.
Die Verleihung des Robert-Sterl-Preis und Eröffnung der Ausstellung fand am Sonntag, den 17. Oktober statt.
Sonderausstellung des Preisträgers:
BRICKS – ARBEIT ALS SPIEGELBILD DES GROTESKEN
Robert-Sterl-Haus, Ortsteil Naundorf
Robert-Sterl-Straße 30
01796 Struppen / Sächsische Schweiz
Ausstellungsdauer: 17. Oktober – 28. November 2021*
Donnerstags bis sonntags, 9:30 – 17:00 Uhr
* Achtung: In diesem Jahr endet die Saison im Robert-Sterl-Haus nicht wie gewöhnlich im Oktober, sondern wird bis zum 28. November verlängert!