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Hörsaal 222 der HfBK Dresden, Güntzstraße 34, 2. OG, 01307 Dresden

„Nicht ich provoziere, sondern die Zustände provozieren mich.“

Vortrag und Diskussion mit Wolfram P. Kastner – Im Rahmen der Vortragsreihe „Kunst und Politik“ | 23.05.2022, Hörsaal (R. 222), Güntzstraße 34, 19 Uhr

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“ (Paul Klee)

Um hehre, läuternde, alltagsfern-verklärende Kunst geht es nicht. Eher darum, das Unsichtbare, Verdrängte oder bewusst Übersehene sichtbar zu machen. Um Hinsehen statt Wegsehen, um Sehstörung, Störung der Weg/Sehgewohnheiten, um ästhetische Forschung und Interventionen auf Augenhöhe und in der Mitte der Gesellschaft. Nicht vor allem zur Erbauung, zum Feierabendgenuss oder als Dekoration für Bankfoyers. Vielleicht mehr Aufklärung statt Verklärung?

Die verfassungsgemäße und von allen hochgepriesene „Freiheit der Kunst“ steht sehr schnell in Frage, wenn Künstler aus ihrem Gehege heraustreten und sich einmischen in gesellschaftliche Diskurse. Da kann Kunst zur „Belästigung der Allgemeinheit“ werden, zum Verstoß gegen das Ordnungswidrigkeiten-Gesetz. Staatsanwälte entdecken schon mal ein „besonderes öffentliches Strafverfolgungsinteresse“. Neben viel Zustimmung kann es auch zu behördlichen Verboten, polizeilichen Übergriffen und zu Morddrohungen kommen. Insbesondere wenn „dunkle Flecken der Geschichte“, „belastete Denkmale“ oder Militärisches wie z.B. ein Ehrenmal für den Hauptkriegsverbrecher Jodl berührt werden. Nicht irgendwo. Nicht in einer Diktatur - sondern hierzulande.

Was passieren kann, wenn provozierende gesellschaftliche Entwicklungen, Leerstellen oder Versteinerungen ästhetisch untersucht werden, stellt der Künstler Wolfram P. Kastner an einigen Beispielen seiner Arbeit sehr anschaulich dar und lädt ein zum Gespräch über künstlerische Möglichkeiten und die Freiheit der Kunst.

Text: Wolfram P. Kastner