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"Viskosität und Sumpf - Zustände zwischen Stagnation und Bewegung"

Exkursion der HfBK Dresden nach Lettland.

Vom 12. bis 18. September fand eine fakultätsübergreifende Exkursion der HfBK Dresden nach Riga unter dem Thema "Viskosität und Sumpf - Zustände zwischen Stagnation und Bewegung" im Rahmen des EU4ART-Projektes statt, koordiniert von Prof. Dr. Stefanie Wenner (Angewandte Theaterwissenschaft), Prof. Dr. Kristin Marek (Kunsthistorikerin) und Stefanie Busch (Künstlerin und EU4ART-Mitglied). Insgesamt nahmen 34 Studierende teil, darunter auch Studierende der Partnerakademien Budapest, Riga und Rom.

Zum Thema der Exkursion:

Viskosität ist eine wissenschaftliche Kategorie der Physik und hier eine zentrale Eigenschaft von Flüssigkeiten. Als Maß beschreibt die Viskosität das Fließverhalten von Flüssigkeiten; je niedriger die Viskosität, desto leichter das Fließen, und je höher die Viskosität, desto zähflüssiger und dicker. In der Physik bezeichnet die Viskosität den Vorgang der Reibung zwischen Molekülen, d. h. den Fließwiderstand von Flüssigkeiten, und ist besonders in der Drucktechnik von Bedeutung. Der botanische Begriff Viscum wird jedoch schon viel länger mit Vogelfutter in Verbindung gebracht. Hier bezieht er sich nicht nur auf die Mistelpflanze selbst, sondern auch auf einen klebrigen Leim, der aus ihrem Sekret gewonnen wird. Mit anderen klebrigen Substanzen wie Honig vermischt, wurde er von der Antike bis ins 19. Jahrhundert zur Herstellung von Leimstangen verwendet, an denen die Vögel hängen blieben.

Sümpfe werden auch als zäh empfunden und mit Trägheit assoziiert. Sie sind in der Nähe von Riga weit verbreitet, und auch Dresden beispielsweise ist durch sie geprägt. Drježdźany, der obersorbische Name von Dresden, leitet sich von der sorbischen Bezeichnung für Sumpf- oder Auenbewohner ab. Denn vor der Vertiefung der Elbe für die Schifffahrt befand sich an dieser Furt ein Sumpf, in dem sich wahrscheinlich schon in der Steinzeit die ersten Siedler niederließen und der der Stadt ihren Namen gab. Sumpf ist im Allgemeinen die Bezeichnung für ein Gebiet, in dem durch Überflutung und Austrocknung Humus entsteht, der fruchtbare Böden bildet. Ganz im Gegensatz zu der eher umgangssprachlichen abwertenden Bedeutung kann der Sumpf als ein Ort betrachtet werden, an dem das Leben beginnt. Während das Moor geschlossen ist und sich dort Torf bilden kann, ist der Sumpf in seiner Existenz mehrdeutig und zum Beispiel von den Jahreszeiten abhängig. In der Geschichte der europäischen Zivilisationen wurden Sumpfgebiete trockengelegt, um sie unter Kontrolle zu bringen, und Moore wurden zur Torfgewinnung genutzt. Die dortige Stagnation des Wassers war jedoch nicht nur die Grundlage für die jeweiligen Biotope, sie haben auch eine weitreichende klimatische Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund widmet sich das Seminar in Riga den Figuren des Zähflüssigen und des Sumpfes. Konstitutiv zwischen Stillstand und Bewegung angesiedelt, verbindet das Zähflüssige diese Zustände auf spezifische Weise, stockend, entschleunigend, verlangsamend und doch beweglich, flexibel und durchlässig. Darüber werden wir an verschiedenen Orten und anhand einiger Texte gemeinsam nachdenken und diskutieren.

Programm:

Schon die Fahrt mit der Fähre über die Ostsee von Travemünde nach Liepaja stand unter dem Thema Sümpfe und Marschland. Anschließend wurde die Reise per Bus nach Riga fortgesetzt. Nach insgesamt 33 Stunden erreichte die Gruppe schließlich ihre Unterkunft in Riga. In der lettischen Hauptstadt stand ein abwechslungsreiches Programm auf der Agenda, darunter eine Führung durch die Kunstakademie und der Besuch mehrerer Museen. Im Mittelpunkt der Exkursion bildete der Besuch der Sümpfe von Kemeri (Nationalpark in der Nähe von Jurmala), zusammen mit dem Autor Santa Remere vom "Homos Novus Festival" (Internationales Festival für zeitgenössisches Theater), das im vergangenen Jahr in den Sümpfen von Kemeri stattfand.


Fotos: Stefanie Busch