Montag, 29. April 2019, 15.30-17.00 Uhr, HfBK Dresden, Güntzstrasse 34, Hörsaal
Unsere heutige Vorstellung vom Porträt ist geprägt von nachmittelalterlichen Bildnissen – deren prominentestes wohl Leonardo da Vincis Gemälde der „Mona Lisa“ im Pariser Louvre ist – sowie von diversen anderen Artefakten. Sie reichen vom literarischen Bildnis des Dorian Gray in Oscar Wildes gleichnamigem Roman und seinen vielfältigen medialen Adaptionen über die abgerissenen Leninstatuen bis hin zu Familienfotos und Selfies. Ausdrücke wie „Porträt einer Stadt“, „eines Lebens“ oder „aussagekräftiges Porträt“ wecken in uns vage, nicht präzise zu definierende Erwartungen. Doch eng verbunden mit der Gattung des Bildnisses ist seine Relation zur Ähnlichkeit des Porträtierten. Was aber ist ein ähnliches Bildnis? Der Vortrag richtet den Blick gezielt auf die Zeit, in der Ähnlichkeit innerhalb der Bildniskunst überhaupt erst als eine bildnerische Kategorie eingeführt wird. Die komplexen und immer wieder neuen Verbindungen von Ähnlichkeit und Porträt bilden darum die Hintergrundfolie für eine Vielfalt an grundlegenden Fragen und Überlegungen : zur gegenwärtigen und vergangenen Auffassung von Porträt, zu seiner Materialität, seinen unterschiedlichen Formen, wie auch für Vermutungen über die Grenzen und die intendierten Inhalte von Porträts und für seinen Bezug zum Menschen. In der Diskussion dessen, was Bildnis einmal war und heute nicht mehr ist, und dessen, was es gegenwärtig ist und schon immer war, zeigt der Vortrag diverse Facetten des bildnerischen Porträts auf, die nicht nur sein Verständnis erweitern, sondern auch zu neuen Interpretationen inspirieren sollen.
Zur Person:
Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Köln und an der Sorbonne. Dissertation an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung zum Thema des ähnlichen Porträts im Mittelalter. Habilitation an der Philipps-Universität Marburg zum Thema wissenschaftlicher Pflanzenbilder im Spätmittelalter.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Düsseldorf und Marburg und am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin; Vertretungsprofessur Kunstakademie Düsseldorf, DAAD Gastprofessor an der Universität Düsseldorf, mehrmals Gastprofessor Universität Dijon. Zahlreiche Publikationen zum Porträt, darunter Genese de la représentation ressemblante de l’homme. Reconsidérations du portrait à partir du XIIIe siècle, 2014.
Organisation: Prof Dr. Kristin Marek
Professur für Allgemeine Kunstgeschichte