Gemälde, Malereien auf Papier, Grafiken, überlieferte Briefe, Tage- und Skizzenbücher Albrecht Dürers (1471-1528) erlauben einen sehr persönlichen Einblick in seine Reisen von Nürnberg nach Colmar (1490), Basel (1492), Straßburg (1493), Innsbruck, Trient, Venedig (1494-1495 und 1505-1507) und den Rhein entlang in die Niederlande, Zeeland, Flandern und Brabant (1520-1521).
Die Textbeiträge im Ausstellungskatalog ermöglichen einen tieferen Einblick und Interpretation in die bildlichen und schriftlichen Überlieferungen. Nicht jede Reise lässt sich eindeutig rekonstruieren und ist so detailliert überliefert, wie die Reise Dürers in die Niederlande. Der Beitrag der Kuratorin Susan Foister (geb. 1954) legt sehr schnell offen, dass selbst Darstellungen, die von Zeitgenossen zu Dürers Lebzeiten verfasst wurden, abweichend über seine frühen Reisen berichten. Einzig Aufträge und Arbeiten geben einen vagen Anhaltspunkt über seine möglichen Aufenthaltsorte. Erst die zweite Reise nach Venedig (1505-1507) lässt sich anhand der zehn Briefe Dürers an seinen Nürnberger Freund Willibald Pirckheimer (1470-1530) nachvollziehen. Ziel der Reise war die Erfüllung des Auftrags eines deutschen Händlers in Venedig für das großformatige Altarbild „Das Rosenkranzfest“, 1506. Die Briefe belegen aber auch den Verkauf eigener Graphiken, und somit die Erweiterung seines seit 1497 etablierten Vertriebsnetzes für seine Arbeiten.
Dürers sogenanntes „Tagebuch der niederländischen Reise“ beginnt am 12 Juli 1520 mit einem Eintrag über den Beginn und das Ziel der Reise; seiner Begleitung, seine Frau Agnes und deren Bedienstete Susanna; Ausgaben im Dorf Baiersdorf für Übernachtung und Verpflegung; und generelle Überlegungen, die Reise auf der Wasserroute fortzusetzen, umso schneller ans Ziel zu kommen. Sowohl der Beitrag des Kunsthistorikers Andreas Beyer (geb. 1957), als auch der des Kurators Christof Metzger (geb. 1968) belegen, dass das Tagebuch weit mehr war, als nur ein autobiographischer Bericht einer Reise. Leider ist das Original verloren gegangen, wurde aber in zwei Abschriften überliefert. Es dokumentiert neben Reisestationen und beeindruckende Sehenswürdigkeiten, wichtige Treffen mit Künstlern, Handwerkern, Händlern, Mitgliedern königlicher Häuser, Mäzenen etc., Details zu eingenommenen Mahlzeiten, Übernachtungskosten, physischen Befindlichkeiten und Krankheiten. Es gibt aber auch Auskunft zu Arbeiten, die während der Reise entstehen, sowie Impulse und Eindrücke, die bemerkenswert genug waren, um festgehalten zu werden. Ein wichtiger Teil dieser Dokumentation bildet das Silberstift Skizzenbuch, in dem Dürer Impressionen seiner Reise fest hielt und somit dem geschriebenen Tagebuch, ein visuelles Tagebuch hinzufügt. Der gesamte Umfang des Skizzenbuchs ist nicht bekannt. Auch haben sich keine Zeichnungen erhalten, die den Beginn der Reise illustrieren. Das lässt den Kunsthistoriker Arnold Nesselrath (geb. 1952) in seinem Beitrag vermuten, dass Dürer erst in Aachen im Oktober 1520 anfing, das Skizzenbuch mit Zeichnungen zu füllen. In jeden Fall bieten diese Quellen überraschende Einblicke in eine außergewöhnliche Künstlerkarriere.