Anmeldefrist: Montag, 28.2.22, per mail an hering@hfbk-dresden.de (Sie werden einer der beiden Seminargruppe zugeteilt; bei mehr Anmeldungen als Plätzen entscheidet das Los)
Seminar bei Prof. Dr. Kristin Marek, 2-std, wöchentlich
Di, 9:30 Uhr – 11:00 Uhr
Beginn, 12.04.2022
Ort: HfBK, Güntzstraße 34, Raum 229
Viskosität ist eine naturwissenschaftliche Kategorie der Physik und hier ein zentrales Merkmal von Flüssigkeiten. Als Gradmesser der Zähigkeit beschreibt Viskosität das Fließverhalten von Fluiden, je niedriger die Viskosität, umso leichter der Fluss und je höher die Viskosität, umso dickflüssiger und zäh. Begriffshistorisch abgeleitet von der Mistelbeere (Viscum), deren Sekret zäh und klebrig wie Leim ist, bezeichnet Viskosität in der Physik den Vorgang der Reibung von Molekülen, also den Fließwiederstand von Flüssigkeiten und ist insbesondere in der Drucktechnik wichtig. Der botanische Begriff Viscum ist jedoch viel länger noch mit dem Vogelfang verbunden. Hier bezeichnet er nicht nur die Mistel-Pflanze selbst, sondern auch einen aus ihrem Sekret gewonnen klebrigen Leim. Vermischt mit anderen klebrigen Substanzen wie etwa Honig, wurde er von der Antike bis ins 19. Jahrhundert zur Herstellung von Leimruten verwendet, an denen die Vögel hängen blieben.
Auch Sumpflandschaften werden als zäh wahrgenommen und sind mit Trägheit assoziiert. Sie sind in der Nähe von Riga häufig und auch Dresden ist davon geprägt. Drježdźany, der obersorbische Name Dresdens, leitet sich aus dem sorbischen Begriff für Sumpf- oder Auwaldbewohner ab. Denn vor der Vertiefung der Elbe für die Schifffahrt lag ein Sumpf an jener Furt, an der sich die ersten Siedler wohl schon zur Steinzeit niederließen, welcher der Stadt ihren Namen gab. Sumpf ist generell die Bezeichnung eines Gebietes, das durch Zyklen von Überflutung und Austrocknung Humus schafft, der fruchtbare Erde bildet. Ganz im Gegensatz zum umgangssprachlich eher pejorativen Sinn kann der Sumpf als Ort des Lebensbeginns gelten. Während das Moor abgeschlossen ist und sich dort Torf bilden kann, ist der Sumpf unklarer in seiner Existenz und beispielsweise von Jahreszeiten abhängig. In der Geschichte der europäischen Zivilisationen wurden Sumpflandschaften trockengelegt, um sie in den Griff zu bekommen und Moore für die Torfgewinnung genutzt. Die dortigen Stockungen von Wasser waren aber nicht nur jeweils Grundlage für Biotope, sie haben auch weitreichende klimatische Bedeutung.
Das Seminar widmet sich vor diesem Hintergrund den Figuren des Zähflüssigen und des Sumpfes in der Kunst. Als konstitutiv zwischen Stagnation und Bewegung angesiedelt, bringt das Zähflüssige diese Zustände in je spezifischer Art und Weise in Verbindung, stockend, entschleunigend, verlangsamend und doch bewegt, flexibel und durchlässig.
Dresden: Im Vorlauf zu einer gemeinsamen Seminarreise nach Riga, werden sich im Sommersemester zwei getrennte Seminargruppen zum einen mit Figuren von Viskosität in kunsthistorischer Perspektive (Prof. Dr. Marek, Allgemeine Kunstgeschichte) und zum anderen dem Sumpf aus theaterwissenschaftlicher Sicht in Begegnungen befassen (Prof. Dr. Wenner, Angewandte Theaterwissenschaften). Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzungen werden bei unserem Seminar vor Ort in Riga in Austausch gebracht und weiterentwickelt.
Riga: Aus diesem Grund haben wir für die Annäherung an Riga u.a. das Schiff gewählt, da hier Figuren und Eigenschaften der Fluidität unmittelbar wirksam werden und in Erscheinung treten. Ist Dresden nicht allein mit der Elbe und damit dem Fluidum des Süßwassers verbunden, sondern etymologisch und geographisch auch mit dem Sumpf, als stockendem Gewässer einem Fluidum von hoher Zähigkeit, so ist Riga durch seine Lage an der Mündung der Düna ins offene Meer und damit den spezifischen Eigenschaften von Süß- und Salzwasser als leichtflüssigen Stoffen verbunden und zugleich von Sümpfen umgeben. Über die Motive der Viskosität und des Sumpfes, die über das Ästhetische hinaus auch politisch gedacht werden können (brauner Sumpf etc.), möchten wir mit Kolleg*innen und Studierenden unserer Partnerhochschule in verschiedenen Gesprächsrunden in Austausch treten. Wir streben hierzu an, die während unseres Aufenthaltes stattfindende Biennale im alten Hafen von Riga zu besuchen.
Anmeldefrist: Montag, 28.2.22, per mail an hering@hfbk-dresden.de (Sie werden einer der beiden Seminargruppe zugeteilt; bei mehr Anmeldungen als den insgesamt 30 Plätzen entscheidet das Los)
Module: Fakultät I (Bildende Kunst) 4, 8; Fakultät II (Restaurierung) M13; (Bühne alt) 11; (Bühne neu) 2, 5; (FHS TA) T2, T3; (TD) T2, T3MAL/PLA