Veranstaltung

M24 - Abschlussausstellung der Meisterschüler:innen der HfBK Dresden

Abschlussausstellung der Meisterschüler:innen der HfBK Dresden

Martina Beyer, Lena Dobner, Mona Freudenreich, Annika Greschke, Nari Jo, Taemen Jung, Youngmin Lee, Nicolai Leicher, Michael Merkel, Ruben Müller, Layla Nabi, Eleonora Nanu, Ana Pireva, Christopher Putbrese, Philipp Putzer, Mischa Sanders, Julia Schmelzer, Thomas Schmelzer, Willy Schulz, Ruth Unger, Felina Wießmann, Robin Woern, Hamid Yaraghchi, Shengjie Zong

26.01.–14.04.2024

 

Kuratorinnenführungen und Künstlergespräche: 

  • Donnerstag, 14. März um 17 Uhr  
  • Mittwoch, 27. März um 17 Uhr Führung und Künstlergespräch mit Julia Schmelzer
  • Donnerstag, 4. April um 17 Uhr 
  • Sonntag, 14. April um 16 Uhr Führung und Künstlergespräch mit Ana Pireva

Ort und Öffnungszeiten:

  • Oktogon, Kunsthalle der HfBK Dresden | Georg-Treu-Platz 1, 01067 Dresden
  • Mi - So 11 - 18 Uhr (montags und dienstags geschlossen) 
  • Eintritte: 6 Euro regulär, 4 Euro ermäßigt

     


    Im Gespräch: Susanne Greinke und Julia Schmelzer


    Fotodokumentation & Ausstellungsansichten M24

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

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    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger

    • © HfBK Dresden | Andreas Seeliger


    Auszug aus der Eröffnungsrede vom 25.1.2024

    Mit dem Oktogon, der Kunsthalle der Hochschule für Bildende Künste Dresden und dem angegliederten Akademiegebäude, das durch den Architekten Constantin Lipsius entworfen und 1894 eingeweiht wurde, verfügt die Dresdner Akademie über museale Ausstellungsräume, die in der deutschen Hochschullandschaft einzigartig sind. Aus diesem Grund ist das Ausstellen ein wesentlicher Aspekt des Studiengangs Bildende Kunst an der Hochschule. Sowohl das Diplom als auch das postgraduale Meisterschülerstudium werden jeweils mit einer Ausstellung abgeschlossen. Im Sommer sind die Diplome zu sehen und Ende Januar zeigen die Meisterschülerinnen und Meisterschüler ihre Arbeiten in diesem zentralen Ausstellungsbereich.

    Die Dimensionen der Räume haben ebenso Einfluss auf die Kunst die hier entsteht, wie die historische Architektur. Das Oktogon und die Kunsthalle im Lipsius-Bau (die von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bespielt wird und ebenfalls zum Akademiegebäude gehört) sind die letzten Orte im Stadtzentrum, die Spuren ihrer Geschichte noch offen zeigen. In der Ausstellung wird deutlich, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit oder der Geschichte als Konstruktion von Vergangenem, dass historische Artefakte, Erinnerungen oder die Zeit selbst die jungen Künstlerinnen und Künstler durchaus beschäftigen. Deren Herangehensweise ist analytisch, offen, empathisch und assoziativ. Manchmal ist die Perspektive aus einer imaginierten Zukunft zurück auf unsere Gegenwart gerichtet oder es werden Spuren einer Vergangenheit mit zeitgenössischen Materialien rekonstruiert. Bei diesem Vorgehen sind Chronologien obsolet und Zeitebenen überlagern sich. 

    So erscheint in der Loggia eine Betonsäule wie das Zeugnis einer versunkenen Zivilisation. Sogenannte Opferanoden, die sich - um den Prozess des Rostens von Schiffen oder Badeöfen zu verhindern - langsam auflösen, also mit der Zeit verschwinden, werden als Artefakte in einer Vitrine aufbewahrt. Sie wurden von Originalen abgeformt und mit Zeichnungen und neuen Ornamenten versehen. Beide Arbeiten sind von Philipp Putzer und Mischa Sanders. Thomas Schmelzer hat einen Code entwickelt, der verschiedene Zeitebenen in Bewegungen von Strichen auf einem Bildschirm sichtbar macht und für die Frage nach der Existenz und Bedeutung von Zeit steht. Im Pentagon Ost dokumentieren Julia und Thomas Schmelzer das Verschwinden von Regenwald auf goldenen Spiegeln. Wir sehen weiße Laserspuren, die sich von Spiegel zu Spiegel mehr in die goldenen Flächen fressen. Das Bildmaterial stammt von Satellitenaufnahmen. Protonenblenden, die zur Heilung von Krebs im Auge dienen, sind Zeugnisse des aktuellen Standes der Augenheilkunde und bilden hier ein Sternenbild nach. Dieser Blick in die Sterne steht für das Sehen selbst. Für folgende Generationen werden diese für uns modernen Hilfsmittel aus der Medizin, die Julia Schmelzer als Ready Made präsentiert, wieder zu historischen Artefakten. Eine Reihe von Krankenwagen versprechen Rettung! Michael Merkel hat Modelle internationaler Krankenwagentypen gesammelt und auf Filmmaterial von Computertomographien gezeichnet. 

    Malerei erscheint in dieser Ausstellung entweder reduziert auf Schwarz und Weiß in Tusche ausgeführt, als Pulp-painting aus flüssigen Papierfasern, wie in den Arbeiten von Ana Pireva (Pentagon Süd) oder als Variation des klassischen Themas der Figur im Raum bei Felina Wießmann (Oktogon). Mal werden Körperteile ins Bild gesetzt, wie bei Lena Dobner (Pentagon Süd), mal werden Naturerfahrungen in stark farbige Abstraktionen übertragen, wie bei Nari Jo (Pentagon Süd), oder eine antike Skulptur wird malerisch rezipiert, wie bei dem Bacchus, der auf einer Riesenschildkröte reitet (Lena Dobner, Pentagon Süd).

    In den Bildern von Hamid Yaraghchi (Pentagon Ost) sind Fragmente, die auf Gewalt und Tod verweisen, eingebettet in die Schönheit von Vegetation. Die Szenen werden in leuchtend freundlichen Farben wiedergegeben, die hin und wieder ins unangenehm Grelle kippen. Es gehört zu den Eigenschaften der Malerei, diese Ambivalenzen in einem Bild zu vereinen. Daneben schwebt ein Mond zwischen Wolken, eine Schmuckschatulle steht auf einem Tisch, Wolkenformationen ziehen als farbige Schwaden über das Bildgeviert. In diesen Bildern von Eleonora Nanu ist das Bedrohliche einem Frieden gewichen, der jedoch ein Geheimnis zu bergen scheint. Youngmin Lee löst die Leinwände vollständig von den Keilrahmen, ein Akt der Befreiung des Maltuches. Fotografien zeigen die Künstlerin dabei, wie sie ihre Malerei durch Landschaften bewegt (Vestibül).

    Wenn Robin Woern die Stimme eines verstobenen Verwandten - stark verlangsamt und fragmentiert und von einem Laser übertragen - ertönen lässt, haben wir den Eindruck, ein Kunstwerk könnte vor dem Verschwinden bewahren (Pentagon Süd). 

    In einer Schrankvitrine in der Alten Bibliothek präsentiert Willy Schulz grell beleuchtet eine Rüstung und eine Armbrust. Es ist ein Rückgriff auf das Mittelalter als Zukunftsperspektive. Die Bilder von Christopher Putbrese sind ganz in die Zukunft datiert, können also noch gar nicht gemalt worden sein und sind doch schon zu sehen. Davor ein Bett oder eine Bühne? 

    Im gleichen Raum schichtet Shengji Zong Farbflächen und schafft Raumillusionen. Die gemalten Räume reagieren auf die Struktur der Ziegelwände. Auch Martina Beyer arbeitet mit Schichtungen. Die Betonsockel von Beyers tönernen Wächterfiguren bestehen aus mehreren einzelnen Formen, die übereinander gelagert sind. Das setzt sich in den aus Ton bestehenden Skulpturen fort. Die Skulptur, wie die Sockel erscheinen als Modulsystem.

    Die 120 Masken von Ruth Unger im Pentagon Süd können als Tagebuch gelesen werden. Über einen bestimmten Zeitraum entstand pro Tag eine Maske. Vor allem zeigen sie aber die scheinbar unerschöpflichen Möglichkeiten der Variation einer Grundform. 

    Im Oktogon bläht sich die Riesenmonstera von Taemen Jung aus zusammengebügelten Plastikfolien mittels Zeitschaltuhr langsam auf, um dann allmählich wieder zusammenzusacken. Zimmerpflanzen sind wohl die einzigen Gewächse, die räumlich flexibel existieren, ein Paradox aus Pflanzenperspektive. Das Verhältnis von Mensch und Natur wird nicht nur in Bezug zur Zimmerpflanze behandelt. Wir sehen eine Reihe von Gemälden von Annika Greschke, Ruben Müller und Felina Wießmann, die sich auf unterschiedliche Weise dem Verhältnis von Tier und Mensch widmen, vom Hund als Begleiter zum schreienden Pferd.  In der alten Bibliothek folgen wir Pferden auf einem Video von Mona Freudenreich. Es sind die wilden Vorfahren unserer Pferderassen, die sogenannten Przewalski-Pferde, die als Nachzüchtung wieder in freier Wildbahn leben, daneben Höhlenzeichnungen dieser Tiere. Der drohende Verfall der steinzeitlichen Bilder wird mit dem Zerfallen eines Sterns kombiniert. 

    Alles verschwindet könnte man meinen: der Künstler Nikolei Leicher mit pinkem Hula-Hoopreifen auf einem Rundweg irgendwo in Athen, selbst die übergroßen Schlüsselskulpturen von Layla Nabi (Pentagon Ost) drohen zu entfliehen. Manchmal ist es ein Zuviel an Bildern, manchmal erlischt das Sehvermögen. Aus dem Dunkel entstünde vielleicht eine andere Welt. Die Videoarbeit von Julia Schmelzer auf zwei Bildschirmen im Pentagon Ost widmet sich diesen Fragen. 

    In allen Arbeiten steckt eine ganz eigene Art die Welt zu sehen und zu interpretieren. Lassen Sie sich darauf ein!

    © Susanne Greinke, Kuratorin der HfBK