Seminar … 4-std. … wöchentlich
Mo … 15.30-18.45 Uhr
Beginn … 04.04.2022
Teilnahmebeschränkung nach jetzigem Hygienekonzept: 15 Personen
Güntzstraße, Raum 221
Vor dem Hintergrund der Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich platzierte der Künstler Christoph Schlingensief (1960-2010) im Jahr 2000 einen Container mit Asylbewerber*innen im Big-Brother-Stil mitten in Wien. Mit Blick auf den erstarkenden Rechtspopulismus in Europa, ungeklärte Flucht- und Migrationsproblematiken sowie rassistische Strukturen hat das Projekt „Bitte liebt Österreich“ 22 Jahre später nichts an thematischer Brisanz verloren. Damit einhergehend stellt sich die Frage, wie Künstler*innen heute soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Probleme thematisieren und bearbeiten. Ziel des Seminars ist, exemplarisch ausgewählte Filme, Fernsehformate, Aktionskunst/Performances, Theater- und Operninszenierungen sowie Installationen Schlingensiefs historisch zu kontextualisieren. Da es anachronistisch wäre, Schlingensiefs Kunst als Kunst unserer Gegenwart zu behandeln, werden wir Schlingensiefs Arbeiten mit Werken anderer Künstler*innen der jüngeren Vergangenheit in Verbindung bringen, um zu untersuchen, wie Künstler*innen heute Schlingensiefs Strategien aufgreifen und fortsetzen, aktualisieren, rekonfigurieren und für aktuelle Themen von Belang modifizieren.
Dabei sind der Besuch einer Performance des Kollektivs SV Szlachta (Kampnagel Hamburg) im öffentlichen Raum und ein Gespräch mit dem Kollektiv geplant. Außerdem setzen wir uns mit der Performance „Sterben in Oberhausen“ (2020) von Saskia Kaufmann und Raban Witt in einem Gespräch mit den beiden auseinander. Auch der Film „Das Massaker von Anröchte“ (D 2021) der Regisseurin Hannah Dörr, Aktionen des Theaterkollektivs Girl to Guerilla (GlobexX, Theater Osnabrück, 2015) und des Kollektivs Zentrum für Politische Schönheit sind Gegenstand des Seminars. Die Filmwissenschaftlerin Anna Bitter (Produktionsassistentin der Filmgalerie 451) wird in einer Sitzung zu Gast sein und mit uns diskutieren.
Thematische Schwerpunkte des Seminars sind u.a.: künstlerische Arbeitsprozesse, die Politisierung/Politisiertheit von Kunst, moralische und ästhetische Grenzüberschreitungen, inklusive künstlerische Arbeit, Selbstinszenierung, Immersion, das Heraustragen des Theatralen aus dem Theaterraum (Emersion) und der Umgang mit Presse und Medien. Das Seminar ist interdisziplinär mit Texten aus der Kunst- und Bildgeschichte, Literatur-, Film-, Medien- und Theaterwissenschaft, den Performance Studies sowie der kritischen und politischen Theorie und nah am Material mit gemeinsamen Film- und Mitschnittsichtungen angelegt.
Literatur zur Orientierung:
- Sarah Ralfs, Theatralität der Existenz: Ethik und Ästhetik bei Christoph Schlingensief, Bielefeld 2019
- Anna Teresa Scheer, Christoph Schlingensief: Staging Chaos, Performing Politics and Theatrical Phantasmagoria, London 2018
- Peter Scheinpflug/Thomas Wortmann (Hg.): Arbeit am Bild: Christoph Schlingensief und die Tradition, Reihe Inter/Media, Bd. 14, Paderborn 2021
- Christoph Schlingensief, Ausst.kat., anlässlich der Ausstellung ‚Christoph Schlingensief‘, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 1. Dezember 2013 - 19. Januar 2014; MOMA PS1, New York, 9. März - August 2014, hg. von KW Institute for Contemporary Art/Klaus Biesenbach/Anna-Catharina Gebbers/Aino Laberenz/Susanne Pfeffer, London 2013
- Kai van Eikels, Die Kunst des Kollektiven: Performance zwischen Theater, Politik und Sozio-Ökonomie, Paderborn 2013
Anmeldung mit einer kurzen Beschreibung Ihrer Motivation, warum Sie am Seminar teilnehmen möchten, sowie mit einer Bestätigung, dass Sie an allen Sitzungen (MO, 15.30-18.45) teilnehmen können, bis 30.03.2022 an boehner@hfbk-dresden.de
Module: Fakultät I (Bildende Kunst) 4, 8; Fakultät II (Restaurierung) M13; (Bühne alt) 11; (Bühne neu) 2, 5; (FHS TA) T2, T3; (TD) T2, T3MAL/PLA