Vom 01. bis 12. November 2021 fanden an der HfBK Dresden im Rahmen des EU4ART Projektes die „Short Term Workshops“ statt. Studierende der EU4ART-Hochschulallianz, bestehend aus den Kunsthochschulen Budapest, Dresden, Riga und Rom hatten die Möglichkeit an Workshops zu Grafik, Malerei und Bildhauerei teilzunehmen. Die Kurse wurden von einem Theorie-Teil, unter der Leitung der Kunsthistorikerin Susanne Altmann, begleitet.
Foto: Sven Claus
Malerei-Workshop "Pastell Painting"
Werkstattleitung: Maja Drachsel
Innerhalb der ersten Woche des Malerei-Workshops wurden die Teilnehmer:innen unter der Leitung von Maja Drachsel (Werkstatt für Maltechnik) mit den Ursprüngen der Pastell-Malerei vertraut gemacht, die im 15. Jahrhundert durch die Einführung von sog. Rötelstiften ihren Anfang nahm. Rötel gehört zu den Mineralfarben, bestehend aus einer weichen Mischung von Ton und Hämatit, dem sogenannten Eisenoxidmineral. Die Kursteilnehmer:innen konnten hierzu frühe Werke, die mit Rötelkreide angefertigt worden, bestaunen.
Langsam näherten sich die Studierenden der Praxis im Kurs – sie zeichneten zuerst mit Rötelkreide – nahmen nach und nach zwei weitere Farben dazu. Wichtig sind auch die Untergründe, mit denen während der Kurszeit gearbeitet wurde. Sie bestehen aus mit Farbe grundierten Papier. In der Grundierung befindet sich zusätzlich Bimssteinmehl, welches das Papier etwas rau macht und den Pigmenten damit Halt spendet.
Danach begannen die Teilnehmer:innen mit der Herstellung von Pastellkreiden – als Bindemittel fungierte hierbei Milch. Im Workshop wurden später weitere „Rezepten“ zur Herstellung der Kreiden ausprobiert. Mit den ersten Kreiden in der Tasche und bewaffnet mit einem Skizzenheft gingen die Kursteilnehmer:innen in die Galerie „Alten Meister“ der „Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“ (SKD), um in der temporären Ausstellung „Johannes Vermeer – Vom Innehalten“ zu zeichnen. Bei einem weiteren Besuch der Gemäldegalerie standen vor allem die Pastelle, wie beispielsweise die Portraits der Künstlerin Rosalba Carriera oder dem Künstler Entienne Liotard mit seiner berühmten Arbeit „Das Schokoladenmädchen“, im Fokus.
Im Workshop wurden mehr und mehr Kreiden mit diversen Farbtönen, in Abstufungen von schwarz und weiß und mit unterschiedlichen Bindemitteln aus Milch, Molke, Bier, Honig, Gelatine sowie Gummiarabikum hergestellt, die an drei Tagen jeweils 2 Stunden beim Modell-Zeichnen (Portrait) zum Einsatz kamen. Neben Besprechungen zum Bild, gab es ebenfalls „Analysen“ und Überlegungen zur Qualität der Kreiden, zu den Untergründen und zu den Vor- und Nachteilen der Maltechnik. Einen einzigartigen Einblick erhielten die Teilnehmer:innen darüber hinaus in der Kustodie der „Städtische Galerie“, die Pastelle von Künstler:innen aus Dresden vom 19. Jh. bis in die 1980er Jahre zeigte.
Im Kurs gab es viel Zeit zum Experimentieren mit Strukturen, Kreiden, Tusche und der Mischtechnik mit Eitempera. So stellten die Teilnehmer:innen beispielsweise auch Tusche aus Galläpfeln her. Galläpfel sind Wucherungen, die im Herbst an der Unterseite von u.a. Eichenblättern vorkommen. Ein Gallapfel entsteht durch die abgelegten Eier der sogenannten Gallwespe. Der Absud von grob gemahlenen Galläpfeln liefert mit Eisensalzen tiefdunkle Verbindungen, die als schwarze Tinte verwendbar sind. Neben den Herstellung und Experimentieren stand zu jeder Zeit der Austausch zwischen den Teilnehmer:innen und das gegenseitige Voneinander-Lernen im Fokus, der durch die Verständigung auf Englisch eine positive Herausforderung darstellte.
Grafik-Workshop "„Lithographic Transfer Using Transfer Paper and Techniques for Further Work on the Stone”
Leitung Peter Hofmann & Ernst Hanke
Der Grafik-Workshop „Lithographic Transfer Using Transfer Paper and Techniques for Further Work on the Stone” unter der Leitung von Peter Hofmann (Lithografie-Werkstatt) und dem Schweizer Künstler Ernst Hanke fokussierte das Thema des Umdrucks sowie der anschließenden Weiterbearbeitung des Steins.
Einige Teilnehmer:innen zeichneten zunächst auf Umdruckpapier. Der Einsatz von Umdruckpapier ist dahingehend sinnvoll, da dadurch das Bild spiegelrichtig gedruckt werden kann. Wenn man beispielsweise direkt auf Stein zeichnet, müsste man immer im Blick behalten, dass das Ergebnis spiegelverkehrt ist.
Im Laufe der zwei Wochen verschob sich der Schwerpunkt zum farbigen und mehrfarbigen Druck. Der Künstler Ernst Hanke zeigten den Beteiligten, wie man diesbezüglich mit Farbe umgeht und damit alles umsetzen und erreichen kann. So wurden beispielsweise mehrere Farben in einem Druckvorgang – inklusive Farbverläufe – sowie mehrfach hintereinander unterschiedliche Farben gedruckt. Auch wurden beispielsweise Negativumwandlungen vorgenommen: die Steine wurden zunächst positiv – so wie gezeichnet – gedruckt. Danach wurde das Schwarz in Weiß bzw. das Weiß in Schwarz umgekehrt. Eine sehr reizvolle Technik, da sich dadurch viele Spielräume für farbliche Variierung ergeben haben.
Grafik-Workshop "Introduction to the Topic of Artists´ Books and Artists´ Publications"
Leitung: Fides Linien, Luise Fiedler, Dorothée Billard
Dieser Grafik-Workshop beinhaltete mehrere aufeinanderfolgende Teile, die insgesamt das Verständnis zum Papier als eigenständiges Medium schärfen und in diesem Zusammenhang einen Einblick in das professionelle Papiermacherhandwerk sowie in das künstlerische Arbeiten mit Papier und Fasermaterial zur Herstellung von u.a. Künstlerbüchern, geben sollte.
Am ersten Tag fand eine thematische Einführung mit Anschauungsmaterialien zu „Paper Art“ und „Book Art“ durch die Leiterin der Werkstatt für Künstlerisches Publizieren, Dorothée Billard, der Werkstattleiterin des Handeinbandes, Luise Fiedler, sowie der Künstlerin Fides Linien, statt. Die Kursteilnehmer:innen konnten hier bereits ihre individuellen künstlerischen Projektvorhaben vorstellen und besprechen.
Im ersten Teil des Workshops gab Fides Linien eine theoretische sowie praktische Einführung in die manuelle Papiermacherei. Hierzu wurde Pflanzenmaterial aufbereitet sowie verschiedene Halbstoffe zur Herstellung dreier unterschiedlicher Pulpen, also verschiedener Massen / Fasern, hergestellt, die auch untereinander kombiniert werden konnten. Fides unterstützte die Studierenden dabei zu jeder Zeit bei ihren künstlerischen Vorhaben und Experimenten. Entscheidend war hier die Einbeziehung der Werkstattleiterin des Handeinbandes, Luise Fiedler, in Hinblick auf das „Endprodukt“, das im zweiten Teil des Workshops entstehen sollte. Auch hier waren der Experimentierfreude keine Grenzen gesetzt – das zu Anfang noch eng gefasste Konzept des Künstlerbuches wurde im Laufe des Workshops immer weiter ausgeweitet und dessen Grenzen ausgelotet. So entstanden ebenso Schachteln und Schuber zur Aufbewahrung und Präsentation, wie auch Hefte, Bücher und Leporellos.
Neben der praktischen Arbeit stand der regelmäßige Austausch über Technik und Material im Fokus. Das Bewusstsein für die Wertigkeit von Papier in Bezug auf unseren Umgang mit Umwelt und Ressourcen, ist ein wichtiger und wesentlicher Effekt, der durch die Durchführung des Papierschöpfens entstand. Generell lässt sich sagen, dass im Workshop diesbezüglich Anreize für die Kursteilnehmer:innen gesetzt wurden. Viele kreative Prozesse fanden gegen Ende des Workshops statt, nachdem die Studierenden vertrauter mit Material und Technik wurden. Erfolgserlebnisse motivierten ebenfalls zu weiteren Experimenten – ein intellektueller Idee- und Gedankenaustausch fand statt.
Skulpturen-Workshop: "You don´t play with food?"
Leitung: Manuel Frolik
Der Titel dieses Workshops instruiert und provoziert gerade zu. Eigentlich müsste es fast schon heißen: „Oh, you don´t play with food?!“ Unter der Leitung des Künstlers Manuel Frolik konnten die Kursteilnehmer:innen in diesem speziellen Skulpturen-Workshop exakt dieser Frage nachgehen: Mit Essen zu experimentieren, und zwar so lange, bis dabei ein Kunstwerk entsteht.
Um aber erst einmal in die Thematik einzuführen, erhielten die Studierenden die Möglichkeit die enge Verbindung von Essen und Kunst an unterschiedlichsten Werken der Kunstgeschichte nachzuvollziehen. Künstler:innen haben sich schon immer von Lebensmitteln inspirieren lassen. Angefangen mit der steinzeitlichen Höhlenmalerei über die zumeist prunkvollen niederländischen Barockstillleben bis hin zur Eat Art der 1960er Jahre. Im Laufe des 20. Jahrhunderts begannen Künstler:innen dann Lebensmittel in ihren Werken zu verwenden, um politische, wirtschaftliche oder soziale Aussagen zu treffen. Sie eröffneten Restaurants als Kunstprojekte, führten Performances durch, in denen Essen zubereitet und serviert wurde und fertigten kunstvolle Skulpturen aus essbaren Materialien wie Milch und Honig an. Heutzutage kann Essen als ein gängiges Material in der zeitgenössischen Kunstpraxis betrachtet werden.
Dahingehend stand auch ein Besuch der Staatlichen Kunstsammlung Dresden (SKD) für die Kursteilnehmer:innen auf der Agenda, um auch hier berühmte Werke rund um das Thema „Kulinarischen Köstlichkeiten“ zu bestaunen. Neben dem Betrachten erhielten die Studierenden aber auch die Möglichkeit reale Spezialitäten der sächsischen Küche, wie beispielsweise die Dresdner Eierschecke und natürlich den berühmten Dresdner Christstollen kennenzulernen und auszuprobieren.
Beendet wurde der zweiwöchige Workshop mit einer kleinen Schau der entstandenen Arbeiten.